Artenhilfsprojekt

Mauersegler

 

 

 

Projektbeschreibung:

 

1)      Zielsetzung des Artenhilfsprojektes Mauersegler

 

2)      Was sind Mauersegler ?

         - Artbeschreibung

         - Lebensraum

         - Ursachen des Rückganges

 

3)      Wie wollen wir den Mauersegler unterstützen ?

         - Gebäudeauswahl

         - Nisthilfenauswahl und technische Daten

         - Montagemöglichkeiten

         - Wer kann sich aktiv beteiligen ?

 

 

 

 

 

 

 

 

1)        Zielsetzung des Artenhilfsprojektes Mauersegler

 

Die NABU Ortsgruppe Oldenburg in Holstein hat mit dem Jahr 2016 den Beginn mehrerer Artenhilfsprogramme aufgelegt, unter anderem ein Hilfsprogramm für den im Bestand stark rückläufigen Mauersegler.

Zielsetzung ist die Schaffung von neuen Brutraummöglichkeiten an geeigneten Gebäuden, um so den Brutbestand des Mauerseglers in Oldenburg in Holstein kontinuierlich zu erhöhen.

Weiterhin soll durch dieses Projekt der Dialog zwischen NABU, Immobilieneigentümern, Gewerbetreibenden, Institutionen und den Bürgern der Stadt Oldenburg angeregt und gefördert werden.

Nach Möglichkeit soll versucht werden, alle Beteiligten aktiv in dieses Projekt einzubeziehen, um so die Akzeptanz des praktischen Natur – und Umweltschutzes zu prägen und eine Sensibilisierung im Umgang mit unserer noch verbliebenen Artenvielfalt zu erreichen.

Idealerweise erwecken wir hiermit bei den Beteiligten die Neugierde auf „Mehr“, so dass durch dieses Projekt nicht nur der Mauersegler profitiert, sondern die gesamte Artengemeinschaft der Flora und Fauna der Stadt Oldenburg in positivem Ansatz gefördert wird. Genannt seien hier nur Überlegungen von Eigentümern bei Um – bzw. Neubauten zur Schaffung von Bruträumen oder die Besetzung von öffentlichen Flächen mit einheimischen Bäumen und Sträuchern ( Obstgehölze, Schlehen etc.).

 

 

 

 

 

2)        Was sind Mauersegler ?

Der Mauersegler (Apus apus) gehört zur Ordnung der Segler (Apodiformis),von der es weltweit 85 – 90 Arten gibt, die vorwiegend in den Tropen vorkommen. 

Bei uns im nördlichen Europa ist fast ausschließlich der Mauersegler anzutreffen.                                                                                                                                                        Grün: Brutgebiet / Gelb:Überwinterungsgebiet              

Mauersegler sind extrem an ein Leben in der Luft angepasst. Außerhalb der Brutzeit halten sie sich höchstwahrscheinlich ohne Unterbrechung über mehrere Monate in der Luft auf. Im Hochsommer sind die geselligen Vögel im Luftraum über den Städten mit ihren schrillen Rufen sehr auffällig. Bei Ihren Flugmanövern können sie im Sturzflug Geschwindigkeiten von mehr als 200 km/h erreichen.

Das Gefieder ist rauchfarben bis bräunlichschwarz glänzend, Schwanz – und Schwungfedern sind dunkelbraun; die Kehle ist matt gräulichweiß, das Gewicht liegt meist zwischen 40 und 45 g. Männchen und Weibchen sind äußerlich nicht zu unterscheiden.                                   Auffallend im Gegensatz zu den hier heimischen Schwalben ist die extreme Sichelform der Flügel, die auch im Fluge gut zu erkennen ist.

 

     

Der Mauersegler war ursprünglich hauptsächlich Felsbrüter, heute sind diese in Mitteleuropa selten. Als klassischer Kulturfolger ist der Mauersegler den Menschen in die stetig wachsenden Städte gefolgt, wo er anfangs ideale Lebensbedingungen vorfand.                        Heute brütet der Mauersegler hauptsächlich an mehrgeschossigen Steinbauten, darunter Wohnhäuser, Kirchtürme, Fabrikgebäude oder Bahnhöfe. An solchen Gebäuden werden vielerlei Hohlräume unter Dächern und Traufen genutzt. Bedingt durch die Verfügbarkeit geeigneter Brutmöglichkeiten siedelt der Mauersegler häufig nur an wenigen Stellen im Ortsbereich.                                                                                                                                                                 Als klassischer Zugvogel verlässt der Mauersegler bis August sein Brutgebiet und kehrt erst Ende April an seinen angestammten Brutplatz zurück, wobei eine extreme Standorttreue festgestellt werden kann.

Als Ursache für den Rückgang der Mauersegler in den Städten sei folgendes erwähnt:  In ihrer Nistplatzwahl ist die ausschließlich in Europa brütende Art inzwischen völlig auf den Menschen angewiesen. Bei Gebäudesanierungen und Dacharbeiten jedoch werden mehr und mehr Plätze für alte Seglerkolonien teils aus reiner Unkenntnis zerstört und versiegelt. Einerseits schreitet gerade in Westeuropa die Tendenz zur lebensfeindlichen, sterilen Großstadt rasant fort, und bei Renovierungen wie Neubauten wird kaum je an Möglichkeiten für ehemals mit dem Menschen lebende Tiere gedacht. Andererseits tut sich aber auch der Mauersegler außerordentlich schwer mit der Erschließung neuer Brutplätze, kehrt vielmehr unbeirrt und jahrelang zum altbekannten Nistplatz zurück.

Deshalb ist zu befürchten, dass ohne aktive Schutzmaßnahmen diese jetzt noch häufigen Vögel, die über Jahrhunderte mit ihren Flugspielen und Rufen die Sommerabende unserer Städte belebten, aus dem Siedlungsbild ebenso unaufhaltsam verschwinden werden, wie sie es einstmals für sich erobert haben.

 

 

 

3)        Wie wollen wir den Mauersegler unterstützen ?

Grundsätzlich müssen wir hier unterscheiden zwischen Artenhilfsprogrammen und Artenschutzprogrammen.                                                                                                    Artenschutzprogramme umfassen stets die Gesamtheit aller Maßnahmen zum Schutz einer einzelnen Art. Dies wäre neben der Schaffung von Brutraum für den Mauersegler hauptsächlich die Förderung und Vergrößerung der Nahrungsgrundlage.      Artenhilfsprogramme setzen zumeist nur eine Maßnahme um.

Da auch der Aspekt der Nahrungsgrundlage eine nicht ganz untergeordnete Rolle spielt, wollen wir diesen auch in diesem Projekt nicht unerwähnt lassen und kritisch anhand eines Stadtbildes betrachten.

                

Vorweg möchten wir lobend die Stadt Oldenburg in Holstein hervorheben, wo in den  entscheidenden Gremien ein Ansatz im Umdenken bezüglich der Vollkultivierung sowie Versiegelung des Stadtbereiches stattgefunden hat – an zahlreichen Stellen im städtischen Bereich erblühen Wildblumen – und Wildkräuterwiesen.

Es ist wohl bedauerlicherweise unserer schnelllebigen Zeit zu schulden, das heute alles immer effizienter und kostengünstiger zu bewerkstelligen sein muss. Sämtliche Grünflächen müssen absolut strauchfrei und von Wildwuchs, z.B. durch Brennnesseln, befreit sein, um ein schnelles Mähen mit dem Traktor zu ermöglichen.  Aber gerade diese Kleinbiotope schaffen uns das was wir als Lebensqualität empfinden; Schlendern durch die Stadt, den Vögeln beim Gesang zuhören oder einfach einen Schmetterling beobachten, der auf einer Wildblumenwiese nach Nektar sucht.

  

 

Wie schon ein bekanntes Sprichwort sagt: „Auch das Allergrößte hat seinen Anfang in einem sehr Kleinen“. Jeder noch so kleine Ansatz kann Großes zur Folge haben, jeder Einzelne sowie Gemeinschaften sind hier gefragt, ihren Anspruch an sich selbst kritisch zu prüfen, ob wir nicht in der Lage sein sollten, der Natur einen angemessen Raum in unserem Umfeld einzuräumen – hier wird die Zukunft zeigen, ob Vernunft und Einsicht die Oberhand behalten hat.

Doch nun zurück zu unserem Artenhilfsprojekt. Wie schon eingangs erwähnt, beschäftigt sich ein Hilfsprojekt mit einem einzelnen Punkt aus einer langen Liste von Maßnahmen zum Schutz und Erhalt der Art. Unser Ansatz in diesem Projekt ist die Schaffung von neuen Bruträumen durch die Ausbringung von möglichst vielen Nisthilfen an innerstädtischen Gebäuden.

  

 

Wie wir schon wissen, ist der Mauersegler ein ursprünglicher Bewohner von Felsformationen und Felsschluchten, daher ist es nicht verwunderlich, dass er den immer rasanter wachsenden Gebäuden der Menschen gefolgt ist. Auch wissen wir, dass der Mauersegler Gesellschaft liebt und ein ausgesprochener Koloniebrüter ist. Dies erleichtert uns immens die Problematik der Reviergröße und die Möglichkeit zur Ausbringung von möglichst vielen neuen Brutmöglichkeiten – nur am direkten Brutplatz zeigt der Mauersegler aggressives Revierverhalten gegenüber anderen Mauerseglern.

Zur Auswahl der Gebäude für eine mögliche Installation von Nisthilfen wurde zu einem auf eine entsprechende Höhe des Brutortes, einer möglichst nahen Verbindung zum geprägten Felsenschluchthabitat, sowie, zur Vermeidung von Schlagregenausfällen, auf entsprechende Dachüberstände Rücksicht genommen.

Grundsätzlich sei erwähnt, dass diese Gebäude auch im Hinblick auf bestehende Mauerseglerbrutplätze in der Nähe gewählt wurden – eine weitere Ausweitung auf andere Stadtgebiete erfolgt sukzessive in den Folgejahren.

 

 

Zum Einsatz sollen 3-er Nisthilfen (Koloniebrüter) kommen – bedeutet dass pro Nistkaten 3 Mauerseglerpaare brüten könnten.

Rechnerisch schaffen wir so Brutmöglichkeiten für 255 neue Mitbewohnerpaare unserer Stadt.

 

            Nisthilfenauswahl und technische Daten

Selbstredend haben wir es auch hier mit einem fast unüberschaubaren Markt an Möglichkeiten zu tun – nicht zu vergessen unzählige Bauanleitungen im Internet.

Die Bandbreite reicht vom Marktführer Schwegler über kommerzielle Anbieter bis hin zum Hobbytischler der seine Waren feilschbietet.

Grundsätzlich müssen wir unterscheiden zwischen Holzfaserbetonkästen und reinen Nisthilfen aus Holz, wobei Holz nicht gleich Holz ist.

                                 

 

Nachstehend eine Übersicht der verschiedenen Materialien, Grundlage für die Bewertung ist unser Schulnotensystem von 1 – 6.

 

Material

Haltbarkeit

Witterungs-beständigkeit

Annahme durch Segler

Optische Gebäude-wirkung

Preis

Holzfaserbeton

1

1

2

3

5 - 6

Vollholz

2 -3

3

2

3

2 - 3

Leimholz

4-5

5-6

2

3

1 - 2

Multiplex

2 -3

3-4

2

3

3 - 4

 

Zur Erstellung der Nisthilfen für unser Projekt wurde das Material Vollholz gewählt.

Folgende Gründe sind die Auswahlkriterien:

-          Gute Langlebigkeit bei Montage unter Dachvorsprüngen

-          Gutes Preis / Leistungsverhältnis

-          Gutes Brutraumklima (kein Einsatz von Klebstoffen und Chemikalien)

-          Gute Materialeigenschaften (Oberflächen teils rauh, Naturwerkstoff )

-          Gute Möglichkeit zur Beschaffung von regionalen Anbietern

-          Möglichkeiten zur Projektunterstützung durch Schulen etc.

Keinesfalls wollen wir hier den Marktführer Schwegler vergessen, welcher durch seine Produkte den Artenschutz in Deutschland merklich geprägt und gefördert hat.   Bei unserem Projekt haben wir es aber mit Masse statt Klasse zu tun (Mauersegler sind sehr bescheiden bei der Brutplatzauswahl), so das ein entscheidender Punkt das Preis/Leistungsverhältnis  sein muss.   

Wenn wir von einem Schwegler –Listenpreis für einen 3-er Nistkasten von €186,65 ausgehen, können wir für diese Summe fast 3 Nisthilfen aus Vollholz beschaffen.

 

Technische Daten / Abmessungen:

-          Material Vollholz / teilweise sägerauh

-          Materialstärke 18mm

-          Abmaße Außen: B=900mm, T=200mm, H=186mm

-          Abmaße Brutkammer: B=294mm, T=164mm, H=150mm

  

                                                                                                                                        

Montagemöglichkeiten

-          Befestigung durch Verschraubung Rückwand / Mauerwerk

-          Befestigung durch Verschraubung Deckenwand / Dachüberstand

-          Befestigung durch Verschraubung Seitenwand / Dachüberstand

-          Befestigung durch Haltebügel

Zusätzlich zur fachgerechten Befestigung der Nisthilfen kommt eine sogenannte Redundanzabsicherung zum Einsatz, welche durch eine den Kasten umschließende Kette mit Gebäudebefestigung sichergestellt wird. Durch diese Maßnahme ist auch ein Absturz der Nisthilfe bei Materialermüdung auszuschließen.

Wer kann sich aktiv beteiligen

Aktiv beteiligen kann sich natürlich jeder Interessierte auch ohne eine Mitgliedschaft im NABU.

Insbesondere wird eine aktive Mitarbeit durch die Geschäftswelt, die Institutionen, der Schulen und Kindergärten sowie den Bürgern der Stadt Oldenburg angestrebt.

Betrachtet man all diese Umstände, ist unser Projekt als Anstoß für eine über Jahre angelegte Unterstützung des Mauerseglers anzusehen.